Du möchtest Gebärden lernen?

Fantastisch! Gebärden erweitern deinen Horizont. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Gebärdensprache ist eine drei- oder sogar vierdimensionale Sprache.

Aber um was geht es dir genau? Möchtest du in die Gebärdensprache einsteigen oder lernen, wie man mit Gebärden die Lautsprache unterstützt? Geht es dir um die DGS (die Deutsche Gebärdensprache) oder um Gebärden in der Unterstützten Kommunikation? Wir erklären die Unterschiede.

Wusstest du schon…?

Obwohl du keinen Gebärdensprachkurs besucht hast, kannst du schon einige Gebärden. Zum Beispiel TRINKEN oder SCHLAFEN. Diese Gebärden werden fast überall verstanden, da sie sehr bildhaft sind:

                 

Beim TRINKEN sieht es aus, als hättest du ein Glas in der Hand und führst dieses zum Mund. Man spricht auch von natürlichen Gebärden.

Was ist Gebärdensprache?

Hast du schon einmal Nachrichten in Gebärdensprache gesehen? Hier werden in einer unglaublichen Geschwindigkeit alle Informationen in einer visuell-gestischen Form dargestellt. Aber: das ist weder Pantomime noch eine Aneinanderreihung von Handzeichen. Gebärdensprache ist wesentlich komplexer. Gebärdensprachen folgen einer eigenen Grammatik. Viele denken, in der Gebärdensprache geht es nur um die Hände. Aber beim Gebärden spielt alles Mögliche zusammen: die Blickrichtung, die Mimik, der Ausdruck der Augen, die Form und die Stellung der Hände, die Bewegung der Hände und der Ort der Ausführung der Gebärde. Aber auch die Haltung der Schultern oder des Oberkörpers ist von Bedeutung.
Ein Satz in der Deutschen Gebärdensprache hat einen anderen Aufbau als in der Lautsprache. So steht zum Beispiel häufig das Verb am Satzende oder Zeitangaben am Satzanfang.

Beispielsatz: MORGEN WIR BROT KAUFEN.

Und wie stellt man eine Frage? Hier kommen die Augenbrauen zum Einsatz. MORGEN WIR BROT KAUFEN? Gleichzeitig mit der Gebärde KAUFEN werden die Augenbrauen hochgezogen. So wird signalisiert, dass es um eine Frage geht.

Wie ist Gebärdensprache entstanden und ist sie international?

Keiner hat sich hingesetzt und die Gebärdensprache erfunden. Gebärdensprachen haben sich im Kontakt tauber/gehörloser Menschen über Jahrhunderte entwickelt und entwickeln sich immer weiter. Gebärdensprachen sind auch nicht international sondern von Land zu Land verschieden: In Deutschland ist es die DGS (Deutsche Gebärdensprache), in den USA die ASL (American SIGN Language) oder in Frankreich die LSF (Langue des  signes française). Ähnlich der Lautsprache gibt es auch innerhalb eines Landes regionale Unterschiede oder Dialekte.

Warum ist es cool, Gebärdensprache zu lernen?

Psst! Nur für Kinder: Ihr wollt mit euren Freunden quatschen und eure Eltern verstehen kein Wort!? Lernt Gebärden – die perfekte Geheimsprache. 

Gebärdensprache ist die schönste und lebendigste Sprache der Welt. Wer sie lernt, bekommt etwas fürs Leben. Zum Beispiel schulst du dein räumliches Denken. In einem Gebärdensprachkurs lernst du, wie man einen Weg, eine Person oder einen Gegenstand genau beschreibt. Außerdem trainierst du deine Koordination: du bringst Hände, Mimik und deinen Körper passend miteinander in Einklang.

Wer Gebärden lernt, hat viele Vorteile.

  • Du kannst dich über große Entfernungen mit anderen verständigen und brauchst nicht zu schreien.
  • Wenn du sitzt im Bus oder in der Bahn sitzt, kannst du (bei geschlossen Türen) deiner draußen stehenden Partner:in letzte verliebte Worte zuwerfen.
  • Im Club kannst du dich bei dröhnender Musik entspannt mit deinem besten Kumpel unterhalten.
  • Du kannst dich mit Gehörlosen unterhalten und leistest einen Beitrag zum Abbau von kommunikativen Barrieren.

Toll, dass du Gebärden lernst!

Wo kann ich Gebärdensprache lernen?

In vielen größeren Städten werden Gebärdensprachkurse an den Volkshochschulen angeboten. Daneben hast du die Möglichkeit, einen Kurs bei einer Gebärdensprachschule zu besuchen. Diese Kurse werden von professionellen Dozent:innen für Gebärdensprache geleitet. Hier findest du eine Auswahl einiger Gebärdensprachschulen:

Etwas Zeit benötigst du schon, um dich in Gebärdensprache unterhalten zu können. Versuche in den Kursen aktiv zu sein, suche Kontakte zu anderen Gebärdensprach-Nutzer:innen. Manchmal gibt es einen Gebärdenstammtisch. So kommst du in die Übung. Als Anfänger ist es wichtiger, sich auf den Gesamtinhalt zu konzentrieren und Zusammenhänge zu verstehen. Lass dich nicht von einzelnen Gebärden ablenken. Versuche deine natürliche Körpersprache zu nutzen. Das erleichtert den Zugang zur Gebärdensprache.

Neben den Schulungen mit „echten“ Referent:innen, hast du die Möglichkeit, einen Online-Gebärdensprachkurs zu buchen. Diese Programme ersetzen  nicht richtige Schulungen, aber du kannst in deinem Tempo bereits Erlerntes festigen. Das geht zum Beispiel bei Manimundo.

Gehörlosenkultur: I love you

Taube oder Gebärdensprachler sind gerne zusammen. Wir fühlen uns in unserer Gemeinschaft mit unserer Kultur und unserer Sprache verbunden. Dies drücken wir zum Beispiel mit dem ILY-Zeichen aus. 

Beim ILY-Zeichen verbinden sich drei Zeichen des Fingeralphabets:

Love

You

Wenn du ILY gebärdest, dann sagst du nicht: „Hey, ich bin verliebt in dich.“ Sondern du signalisierst die Verbundenheit mit der Gemeinschaft der Gebärdensprachler:innen.

Dann haben wir noch eine Farbe: TÜRKIS 

Türkis steht in der Kultur der Gebärdensprachler für: Gemeinschaft, Respekt und Toleranz – für ein positives Selbstbild!

Gebärden in der Unterstützten Kommunikation (UK)

Nicht jeder Mensch kann über die Lautsprache kommunizieren. Dabei sind die Hintergründe sehr unterschiedlich. Eine Lern- oder körperliche Beeinträchtigung, ein Syndrom, eine Erkrankung oder ein Unfall können zum Beispiel dazu führen, dass eine Person Lautsprache nicht oder nur teilweise nutzen kann. Oder eine bereits erlernte Lautsprache nicht mehr einsetzen kann.

Dann müssen alternative Formen der Kommunikation gesucht werden: Unterstützte Kommunikation (UK). Das können zum Beispiel Kommunikationsbücher mit Symbolen oder elektronische Hilfsmittel mit einer Sprachausgabe sein. Zur UK gehören aber auch körpereigene Formen (z.B. Nutzung der Blickrichtung, Zeigegesten, Gebärden).

In der UK werden Gebärden in der Regel begleitend zur Lautsprache eingesetzt. Dabei ist es sinnvoll, die Gebärden der DGS zu nutzen. Die Grammatik der Gebärdensprache wird jedoch nicht bzw. kaum eingesetzt. Als Begleitperson sprichst du einen Satz und gebärdest dazu bestimmte Fokuswörter. Zum Beispiel:

Sollen wir NOCHMAL ins KINO gehen?

       

Lautsprachunterstützende Gebärden können in der Sprachentwicklung hilfreich sein. Denn Kinder, die verzögert die Lautsprache erlernen, profitieren oft von Gebärden. Gebärden können dazu beitragen, dass das Sprachtempo langsamer wird und Kinder die Bedeutung einzelner Wörter besser verstehen. Mit Gebärden kann eine Person Erfolgserlebnisse sammeln und sich wirksam in der Kommunikation erleben.

Unsere Highlights

Weitere Angebote:

SIGNdigital: Vielfach wurde der Wunsch nach einer digitalen Nutzung der SIGN-Gebärden geäußert. Ob in der Kita, in der Schule oder im Arbeitsbereich – Nutzer*innen möchten die Zeichnungen der SIGN-Sammlung in eigenen Vorlagen verwenden oder selber ausdrucken. Deshalb entwickeln wir aktuell SIGNdigital. Mit dieser Webanwendung wird vieles möglich: zum Beispiel die digitale Gebärdensuche, die Erstellung von Lernlisten und das leichte Ausdrucken der Gebärden für unterschiedlichste Zwecke. Ein weiteres Highlight des Produkts ist auch die Möglichkeit, mithilfe von Fotos eigene Gebärden zu erstellen (zum Beispiel für die Dokumentation erlernter Gebärden). So kann beispielsweise die Namensgebärde schnell und unkompliziert  visualisiert werden. Mit SIGNdigital wächst unsere Sammlung auf über 750 Gebärden. Damit diese gut gelernt werden, wurde für jede Karte ein eigenes Video erstellt. SIGNdigital ist seit November 2021 erhältlich.